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Jubelkommunion in Köln-Mitte

Seit ihrer Geburt lebt Frau Wegener im Agnesviertel. Ihre Taufe, ihre Erstkommunion und ihre Firmung fanden in St. Agnes statt. Dieses Jahr feiert sie 81jähriges Erstkommunionsjubiläum; ihr 80. Jubiläum konnte wegen der Corona-Pandemie nicht gewürdigt werden. Interview mit einer Frau, die alle Höhen und Tiefen der Gemeinde erlebt hat und sich hier bis heute gut aufgehoben fühlt.
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Datum:
12. Mai 2021
Von:
Florian Duczek

Schönen guten Morgen, Frau Wegner. Sie haben dieses Jahr 81-jähriges Kommunion-Jubiläum. Letztes Jahr hätten Sie rundes Jubiläum gehabt, das konnte wegen der Corona-Pandemie nicht gewürdigt werden. Wenn ich richtig gerechnet habe, dann war ihre Kommunion 1940.

 

Ja, ich musste auch überlegen, ob es nicht 1939 war, aber es war 1940. Ich erinnere mich, dass es recht kühl war.  

 

Wie kann man sich Ihre Situation 1940 vorstellen? Es ist Krieg seit einem halben Jahr. Hat das für ein Kind eine Rolle gespielt? War dieses Thema präsent?

 

Das hat für die Kinder noch keine große Rolle gespielt, viel gemerkt hat man das im Alltag noch nicht. Höchstens, dass man sparsamer wurde, dass man sich nicht irgendwas kaufen konnte. Einen Mantel mit Punkten zum Beispiel. Die waren damals ganz neu und sehr modern.

 

Und wie kann man sich die Kommunionfeier vorstellen? 

 

Die Kommunion damals war nicht so ein durchgeplantes Fest, wie heute. Ich hatte natürlich ein feierliches, weißes Kleid. Und die Kommunionvorbereitung bestand aus richtigem Unterricht. Wie in der Schule. Nicht mit so vielen Vorbereitungen wie heute. Und nach der Kommunion in der Kirche gab es dann ein Fest mit Familie und Verwandten draußen. Geschenke gab es auch nicht so, wie man das heute oft hört. Ein silbernes Kreuz mit Kette hat man bekommen. Das gehörte dazu und das habe ich gerne getragen. Aber große Geldbeträge oder andere große Geschenke, das gab es so nicht.

 

Kurze Zeit später wurde der Krieg auch in Köln spürbar, bis hin zu den verheerenden Bombenangriffen.

 

Für mich als Kind hat der Krieg zuerst eigentlich keine große Rolle gespielt, das Leben ging ja erstmal weiter. Mein Vater war kein Soldat und wurde deshalb auch nicht eingezogen, trotzdem war er viel weg. Er war in der Industrie und später auch lange in Amerika. Meine Mutter und ich, wir waren ein starkes, gemeinsames Team und haben das zusammen gemeistert. Wir wurden dann evakuiert und sind nach Sachsen gekommen. 

 

Sie sind in Sankt Agnes getauft und auch zur Kommunion gegangen und gefirmt worden. Die Firmung müsste dann direkt nach Kriegsende gewesen sein?

 

Ja genau, direkt nach unserer Rückkehr aus der Evakuierung. Wir kamen aus dem Erzgebirge zurück, wortwörtlich „zo Foos noh Kölle“. Die Häuser im Agnesviertel waren immerhin nicht ganz so kaputt wie in der Innenstadt. Hier war alles von innen ausgebrannt aber die Mauern standen noch. Unsere Wohnung war besetzt und dann hat man halt irgendwo gewohnt und immer wieder die Unterkunft gewechselt. Das war wirklich keine schöne Zeit. Die Firmung war dann einfach nur die Zeremonie, anschließend gefeiert wurde in der Situation nicht groß.

 

Sie sind bis heute in der Gemeinde aktiv und haben über die letzten Jahrzehnte miterlebt, wie das kirchliche Leben in der Gesellschaft immer weiter zusammengeschrumpft ist. Was hat Sie hier gehalten?

 

Ja, das ganze Elend zu sehen, das tut weh. Ich bin in der Kirche, bin in der Gemeinde an St. Agnes zuhause. Und besonders in der Coronazeit merkt man, wie wichtig engagierte Mitarbeiter vor Ort sind, damit die Gemeinde lebendig ist. Wir haben hier tolle Pfarrer, einen Pastoralreferenten, der sich sehr einsetzt und eine moderne und mitten im Leben stehende Schwester, die ich ganz besonders schätze. Und dazu viele Menschen, die hier wohnen und etwas für die Gemeinde tun. Ich fühle mich hier sehr wohl!

 

Frau Wegener, vielen Dank für das Gespräch!