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Vertrau mir!

Gedanken zum dritten Sonntag im Jahreskreis. Von Peter Otten
Greta
Datum:
22. Jan. 2021
Von:
Peter Otten

Wer hätte gedacht, dass Hunde mal Mangelware werden? Die Pandemie hat auch das geschafft: Tierheime können sich vor Anfragen nicht retten. Hundezüchter führen monatelange Wartelisten. Die Preise für Welpen verdoppeln und verdreifachen sich. In viele Haushalte zieht in diesen Wochen und Monaten ein Hund. Und wenn ein Hund da ist –ein junger Hund allzumal –dann sind die ersten Wochen entscheidend. Denn es geht darum, eine Beziehung zwischen Hund und Mensch aufzubauen. Es geht darum, dass der Hund dem Menschen folgt–freiwillig, weil er es toll findet. Konkret: Dass der Hund immer und unter allen Umständen zu seinem Menschen zurück kommt. Vor allem dann, wenn irgendwo etwas lockt, was interessanterist und die Neugier des Hundes weckt: ein Skateboard, ein Vogel, ein unwiderstehlicher Duft. Und wie geht das?

 

Großartig, dass du da bist

Ein Hund muss den Menschen großartig finden. Er muss merken, dass er gern bei seinem Menschen ist. Dass er konkrete Vorteile davon hat. Zum Beispiel, dass der Mensch interessant ist (und kein Langweiler), dass der Mensch ihn beschützt (vor Angst, Gefahren, Schmerzen), dass er mit dem Mensch Spaß haben kann (weil er mit ihm Tricks macht, ihn körperlich und geistig fördert) und dass der Mensch ihn ernährt. Der Hund merkt: Ich kann mich meinem Menschen anvertrauen. Denn ich spüre, er tut alles dafür, dass mein Hundeleben gelingt. Und das tut beiden gut: Hund und Mensch. Daran musste ich denken, als ich das Evangelium vom Sonntag wieder las. Simon und Andreas werden von Jesus angesprochen: „Kommt und folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Sogleich lassen sie alles liegen und folgen Jesus. So wie unser Hund Greta den Vogel wegfliegen lässt und zurückkommt, wenn ich rufe: „Greta, hier!“

 

Gott ist kein tyrannisches Ego

Am Anfang der Geschichte sagt Jesus: „Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an die frohe Botschaft.“ Übersetzt heißt das: Dein Suchen kann ein Ende haben. Die Welt wird so strahlen, wie Gott sie geschöpft hat. Wenn alles in Ordnung ist. Wie eine Welt eben strahlt, wenn Menschen vertrauen. Einander, aber auch Gott: Weil sie spüren, was vielleicht ein Hund gegenüber seinem Menschen spürt: Gott ist das Gegenteil eines tyrannischen, selbstsüchtigen Egos. Er verwandelt die Welt. Und fängt bei mir an. Und all das ist ja mehr als ein Gedankenexperiment. Denn all das fließt in dem zusammen, der da am Ufer steht und die Fischer ruft. Denn in Jesu Leben und den vielen frohen Botschaften wird ja ganz und gar deutlich, dass er das Leben liebt. Und dass er deswegen ganz und gar dafür einsteht, dass auch dein Leben gelingt. Den, der sich verrannt hat –den holt Jesus zurück. Mit dem, der niemanden mehr hat, isst er zu Mittag. Der, der vor Angst nicht mehr laufen kann, den bringt er auf die Beine.

 

Vertrauen verwandelt (Hunde-) Welten

„Komm her! Vertrau mir!“ Wo das ein Hund schafft, verwandelt sich seine Hundewelt. „Komm her! Vertrau mir!“ Wo das ein Mensch schafft, dreht sich auch seine Welt aus dem Schatten heraus und zeigt etwas von der Herrlichkeit, die sie bekommt, wenn Gottes verschwenderische Überschwänglichkeit Raum bekommt.Sein Reich beginnt.

 

Evangelium vom Sonntag: Mk 1, 14 –20