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WG-Küche an St. Agnes

Kommunikation und Interaktion sind menschliche Grundbedürfnisse, vielleicht nach Pandemie und in Kriegs- und Krisenzeiten mehr denn je. Wo wird miteinander geredet, gelacht und gegessen? In einer Küche, in den Familien, in den Wohngemeinschaften. Was passiert, wenn man eine solche WG-Küche in den öffentlichen Raum baut - zum Beispiel direkt vor die Agneskirche?
Im intensiven Gespräch
Datum:
24. Mai 2024
Von:
Florian Duczek

Eine Wohngemeinschaftsküche im öffentlichen Raum

Kommunikation und Interaktion sind menschliche Grundbedürfnisse, vielleicht nach Pandemie und in Kriegs- und Krisenzeiten mehr denn je. Wo wird miteinander geredet, gelacht und gegessen? In einer Küche, in den Familien, in den Wohngemeinschaften. Was passiert, wenn man eine solche WG-Küche in den öffentlichen Raum baut?

Die Kölner Künstlerin Christiane Rath hat es 2022 in Frankfurt an der Hauptwache auf Einladung des Deutschen Architekturmuseums ausprobiert. Eine Woche lang war sie selbst „Bewohnerin“ ihrer Küche und lebte dort mit wechselnden Mitbewohner*innen, Passant*innen und Besuch, mit denen sie Essen, Kaffee oder Tee und viele Gesprächsthemen teilte.

Die Niedrigschwelligkeit eines Begegnungsraums wie dieser inszenierten Küche, in die man eingeladen wird, in der man nichts bezahlen muss, wurde von allen temporären „WG-Mitbewohnern“ ausnahmslos begrüßt. Die Art der Inszenierung – detailgetreu, wohnlich, im wahrsten Sinne „heimelig“ – sprach die Besucher*innen an und nahm ihnen die Scheu. Fremde Menschen kamen miteinander ins Gespräch, waren einzeln gekommen und verabschiedeten sich gemeinsam.

Die Installation WG-Küche an der Hauptwache war letztlich deutlich mehr als eine Installation im eigentlichen Sinne. Durch die permanente Belebtheit und die zahlreichen Interaktionen und Wirkungen der ständig wechselnden Besucher könnte man in Anlehnung an die soziale Plastik von Josef Beuys von einer sozialen Installation im öffentlichen Raum sprechen.

Am 7. Juni 2024 um 12 Uhr eröffnet Christiane Rath ihre zweite WG-Küche, diesmal in Köln auf dem Neusser Platz, vor der Kirche St. Agnes und mit Unterstützung der dortigen Gemeinde. Die Installation wird dann bis zum 12.6. täglich von 11 – 18 Uhr dort zu sehen und zu besuchen sein, unabhängig von der Witterung. Es darf alles stattfinden, was auch in WG-Küchen stattfinden kann, es wird genascht, gekocht, gegessen und gemeinsam gespült. Es gibt einen Bücherschrank, Küchengespräche mit Christiane Rath, manchmal auch mit Dagmar Röcken, dem KölnKenner Uli Kievernagel (Di, 11.6. 14-16 Uhr) oder Vertreterinnen von Maria 2.0. (8.6. ab 11 Uhr) Die Redaktion des Obdachlosenmagazins DRAUSSENSEITER wird am Montag, dem 10.6. ab 12 Uhr eine öffentliche Redaktionskonferenz am Küchentisch abhalten, aber erst nach einem gemeinsamen Essen. 

Man darf sich selbst etwas mitbringen, um es allein oder mit anderen zu verzehren, vielleicht werden Gedichte vorgelesen oder ein paar Lieder zur Gitarre gesungen –das Programm bleibt offen und überraschend und von den Besucher*innen mitzugestalten. Wer einfach nur reden möchte, kann dies jederzeit tun oder eine Botschaft auf der Pinnwand hinterlassen. Alle sind eingeladen, neugierig zu sein und Teil der Installation zu sein – und evtl. auch zum Spülen eingeteilt zu werden 😉.