Zum Inhalt springen

Was Priester und Chorleiter gemeinsam haben können

Andie Ruster (24) ist seit 2019 in der Priesterausbildung und hat in diesem Rahmen ein Gemeindepraktikum im Kirchengemeindeverband Köln-Mitte absolviert. Im Interview spricht er über seinen Werdegang, seine Erfahrungen und die Frage, wie er aktuelle Brennpunkte der Kirche einschätzt und wo er sie in 20 Jahren sieht.
Priesteramtskandidat und Gemeindepraktikant Andie Ruster in der Basilika St. Aposteln
Datum:
12. Mai 2022
Von:
Florian Duczek

Bei Andie Ruster, 24 Jahre alt und gebürtig aus Bad Münstereifel, ist der Wunsch, Priester werden zu wollen, in der Musik entstanden. Seit 2019 ist er in der Priesterausbildung des Erzbistums Köln und hat in diesem Rahmen ein Gemeindepraktikum im Kirchengemeindeverband Köln-Mitte absolviert. 

Über seinen Werdegang, seine Erfahrungen und die Frage, wie er aktuelle Brennpunkte der Kirche einschätzt und wo er sie in 20 Jahren sieht, hat er mit Florian Duczek (Referent in der Citypastoral Köln-Mitte) gesprochen.

 

 

Hallo Andie. Ein junger Mann, der Priester werden möchte, das ist heutzutage wirklich nicht alltäglich. War Priester schon immer Dein Berufswunsch? 

Nein, das war eher das Ergebnis eines langen Prozesses. Ich bin in einer grundsätzlich religiösen Familie mit beiden großen Konfessionen aufgewachsen, also mit einem katholischen Vater und einer damals noch evangelischen Mutter. Meine Schwester und ich wurden zuerst evangelisch. Wir sind aber sonntags eigentlich immer abwechselnd in Gottesdienste beider Konfessionen gegangen, sodass ich da gleichermaßen aufgewachsen bin. Ich hatte auch immer eine sehr gute Beziehung zum evangelischen Pfarrer, der mich getauft und sich sehr freut hat, dass ich nun diesen Weg gehe.

 

Und irgendwann hast Du Dich entschieden, lieber katholisch zu werden?

Ja, ich habe irgendwann im Grundschulalter gedacht: Mensch, jetzt gehen die anderen bald alle zur Erstkommunion und irgendwie ist das ja schon spannender bei den Katholiken mit Weihrauch und der großartigen Liturgie und allem. Ministrant wollte ich auch immer gerne werden. Dann war recht bald die Konversion möglich - zuerst für mich und dann auch für meine jüngere Schwester. Da war ich sieben oder acht Jahre alt. Meine Schwester und ich sind dann zur Erstkommunion gegangen und wir sind anschließend beide Ministranten geworden. 

 

Aber es ist nicht beim Ministrantsein geblieben.

Genau. Ich habe relativ schnell den Weg in die Kirchenmusik gefunden. Unseren Kantor habe ich oft beobachtet und irgendwann einfach einmal mutig gefragt, ob ich vielleicht auch mal an die große Orgel darf. Das durfte ich dann irgendwann tatsächlich mit ein paar Takten von Mozarts „Kleiner Nachtmusik“. Ganz leise vor der Sonntagsmesse. Ein wirklich großer Moment für mich! Dann durfte ich mir die Orgelschlüssel ausleihen und hin und wieder einfach mal spielen. „Aber auf keinen Fall zu laut“, hat der Kantor immer gesagt (schmunzelt). Das hat mich aber natürlich umso mehr dazu gereizt. Ich habe mir dann das Orgelspiel weitestgehend selbst beigebracht.

Irgendwann war ich dann in einem der Dörfer rund um Bad Münstereifel abends zum Ministrieren und der Organist kam nicht. „Komm, ich weiß ja, dass du das kannst“, meinte der Priester damals. „Lauf mal hoch und mach das mal.“

Da bin ich dann also hoch, ohne weitere Vorbereitung — und es ist alles schiefgelaufen, was schief laufen konnte. Das Gebetbuch ist auseinander und in die Pedale gefallen. Ich habe wegen der Ministrantenkleidung die Pedale nicht gesehen… Aber irgendwie hat es dann trotzdem funktioniert. So fing es dann an, dass man mich immer wieder gebeten hat, an der Orgel einzuspringen. 

Mit 15 Jahren habe ich dann die zweijährige, nebenamtliche Ausbildung zum Kirchenmusiker angefangen. Zu jeder normalen Schulwoche in der Oberstufe kam dann regelmäßiger Samstagsunterricht in Köln und dazu noch Orgelunterricht und Klavierspiel beim Heimatkantor. Anstrengend und erfüllend zugleich - und irgendwie hat’s funktioniert, sodass ich dann kurz vor dem Abitur die C-Ausbildung abgeschlossen habe. Aus den wunderbaren Begegnungen dieser Zeit hat sich viel erhalten und entwickeln können.

So konnte ich über zehn Jahre lang bestimmt 50 verschiedene Kirchtürme in zwei Bistümern als „Wandervertreter“ kennenlernen - samt dem, was dort in der Gemeinde so los war.

 

Und trotzdem hast du Dich nicht entschieden hauptamtlich Kirchenmusiker zu werden, sondern Priester. Was war der Auslöser dafür?

Ursprünglich wollte ich Lehrer werden. Aber als ich in der Liturgieprüfung für meine nebenamtliche Kirchenmusikausbildung saß, mit dem schon damals sehr inspirierenden Priester und Musiker Wolfgang Bretschneider, meinte dieser am Ende zu mir: „Mensch, haben Sie mal dran gedacht ins Priesterseminar zu gehen und Priester zu werden?“ Da habe ich ihn —glaube ich— ziemlich entsetzt angeschaut und gesagt: „Auf gar keinen Fall! Das mit dem Lehramt ist schon alles fest“ Aber er schmunzelte damals nur.

Kurz danach habe ich mit dem Lehramtsstudium in Latein und Französisch begonnen und nebenbei in einer Bonner Pfarrei als nebenamtlicher Kirchenmusiker gearbeitet. Dort habe ich vom leitenden Pfarrer lernen können: Ein Priester kann jemand sein, der anderen - und ebenso sich selbst - immer wieder Wege auftut und ihnen Chancen ermöglicht, über sich selbst hinaus zu leben, größer zu denken und freier zu handeln: auf Jesus Christus hin und von ihm her. „Damit Leben gelingen kann“. Das hat mich beeindruckt, denn es war eine anders gefärbte Übersetzung dessen, was mir vom Priestersein bisher bekannt war. Eine, die alltagstauglich, nüchtern, respektvoll, vernünftig-grenzziehend und doch beeindruckend war. Ohne diese Erfahrung wäre ich sicher nicht hier.

 

Du warst jetzt sechs Wochen als Gemeindepraktikant im Kirchengemeindeverband Köln-Mitte unterwegs. Wie bist Du hier gelandet?

Nach zwei Jahren der Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen, den ganzen Tag hauptsächlich vor dem Computer, ohne normale, zufällige, organische Begegnungen und im Haus mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschlossen, war mein Frust groß. Für den Regens, den Leiter der Priesterausbildung, war klar, dass mir eine praktische Erfahrung guttun würde. Durch meinen kirchenmusikalischen Schwerpunkt war es sinnvoll diese an einem Ort zu machen, wo es dafür sehr viel Raum gibt. Außerdem fühle ich mich dem monastischen Leben eng verbunden und der Frage, wie wir vielleicht wieder ein wenig alltags-klösterlicher leben könnten. Unser Leben heiliger zu machen. Bewusster und stiller zu werden im meist „unaufregenden“ Alltag. 

Hier in Köln-Mitte haben wir ja eine unglaubliche Bandbreite, ein hoch komplexes Gefüge an verschiedensten Formen von gelebtem Christsein – auch viele Ordensleute. Dazu natürlich auch noch diese großartigen Bauwerke, die Kunst - und die tollen Orgeln.

 

Was hat man sich unter einem Gemeindepraktikum vorzustellen? 

In erster Linie habe ich den leitenden Pfarrer der Innenstadt, Dominik Meiering, begleitet, um zu erleben, wie ein Tag eines Priesters in solcher Leitungsfunktion abläuft, der ja viele Kirchengemeinden koordinieren muss. Der zweite Schwerpunkt war das eigentliche Aufgabenspektrum eines Priesters: Teilnahme an der Eucharistiefeier, Krankenbesuche, Taufgespräche, Trauerbegleitung, Sitzungen etwa. Mir war es aber ebenso sehr ein Anliegen, nicht nur auf die Aufgaben des Priesters zu schauen, sondern auch mit den Frauen und Männern im pastoralen Dienst zusammen zu sein und von ihnen zu lernen. Bei 26 Kirchtürmen habe ich leider weniger geschafft als geplant.

 

Du hast aber nicht nur passiv begleitet, sondern auch aktiv mitgestaltet.

Genau. Ich habe im Vorhinein gesagt: Ich bringe mich gerne ein, aber möchte mich nicht aufdrängen. Doch gleich zu Anfang wurde ich von Pfarrer Meiering gefragt, ob ich ihn einmal bei der „Viertelstunde für Dich“, einer Reihe mit Impuls und Orgelmusik in St. Aposteln, vertreten könnte. Eine große Ehre und eine tolle Chance! Aus der einen Vertretung wurden dann sogar ein paar mehr und ich glaube, ich konnte mich einigermaßen gut schlagen. Auch dem Basilikakantor durfte ich ein bisschen assistieren. Ich habe aber zum Beispiel auch einen Bibelgesprächs-Gottesdienst leiten können, mit Gemeindemitgliedern den Boden von St. Aposteln geschrubbt, habe an verschiedensten Sitzungen teilnehmen dürfen und vieles, vieles mehr— eine große Bandbreite also. Über die ganze Zeit hinweg habe ich auch kontroverse Gespräche und Begegnungen „zwischen Tür und Angel“ geführt.

 

Wenn Du in 20 Jahren von Deinem Gemeindepraktikum in Köln-Mitte erzählen wirst, welche Situation fällt Dir dann zuerst ein?

Was garantiert in Erinnerung bleiben wird, waren meine ersten Dienste als Kommunionhelfer. Jemandem das Sakrament schlechthin in die Hände legen zu dürfen, kann einen — ohne falsche oder übertriebene Ehrfurcht — wirklich überwältigen, positiv wie negativ. Es kann ganz schön frustrieren oder eben erleichtern. Denn es bleibt mir ja unverfügbar, was ich da tue und was beziehungsweise wen ich da austeile. Der einzige Moment, den ich gestalten kann, ist die Art meines Dienstes: Möchte ich den Menschen ansehen, ihn wahrnehmen in seiner Haltung, in Respekt vor seiner mir unbekannten Lebensgeschichte, ihn, der da kommt, um etwas zu empfangen; nicht von mir, sondern allerhöchstens durch mich als Helfer? Und wird auch an mir und meiner Haltung ablesbar, wie ich zu diesem Sakrament stehe, das ich da austeile? Da kommen also gleich ganz viele elementare Aspekte unseres Menschen- und Gottesverständnisses auf den Tisch in einem einzigen ritualisierten Akt mit wirklich ambivalenter Schönheit— direkte Begegnung eben mit all ihren Facetten. Dafür sollten wir dringend wieder sensibler werden. 

 

Stichwort direkte Begegnung: Köln-Mitte ist ein großer Seelsorgebereich mit vielen Kirchengemeinden. Wie hast du das hier erlebt, bleibt in so großen Seelsorgeeinheiten noch genug Zeit für direkte Begegnung und Seelsorge?

Ich habe es als sehr spannungsreich entdeckt - in beide Richtungen. Ich glaube, dass diese direkte Begegnung trotz der Größe eines Seelsorgebereichs irgendwie gehen kann. Doch möchte ich mit meinen bescheidenen Vermutungen nicht denjenigen Seelsorgerinnen und Seelsorgern auf die Füße treten, die aus berechtigten Gründen bereits an diesen großen Einheiten schwer zu leiden haben. Vielleicht kann es funktionieren, wenn diejenigen in Leitungs- und Verantwortungsfunktionen – und das ist ganz generell gesprochen - sehr gut wissen und stets neu erfahren möchten, welche Menschen was gut können. Wenn sie wissen, wo die Gaben Charismen ihrer Mitmenschen sind. Und wie können sie darin noch gestärkt werden, wo brauchen sie Freiräume und was kann und muss ich ihnen zutrauen? Und — ganz wichtig— wo meine eigenen Stärken und Grenzen liegen. Also eine Stärkung aller Beteiligten. 

 

Wo liegen denn aktuell die Schwerpunkte in der Priesterausbildung? Spielt die Entwicklung zu größeren Seelsorgeeinheiten in der Priesterausbildung bereits eine Rolle?

Es tut sich gerade sehr viel in unserer diözesanen Priesterausbildung, aber auch flächendeckend in ganz Deutschland und darüber hinaus. Ein ganzes propädeutisches Jahr vor dem Studium, Wohngruppenphasen, In- und Auslandserfahrungen und andere, sehr experimentelle Formen ergänzen das Studium und die Seminarausbildung. Es wird sehr viel individueller geschaut, wo sich Menschen noch entwickeln können, was ihnen persönlich Freude macht— und womit sie aus dieser ganz eigenen Begeisterung anderen irgendwann in ihrem Dienst Gutes tun können. Aber ebenso sich selbst— nichts geht ohne genügend Selbstfürsorge, meine ich. Die Ausbildung ist allerdings zuallererst ausgerichtet darauf, dass wir als reife, gestandene Persönlichkeiten irgendwann Priester sein werden, in welchem Bereich auch immer, mit welcher ganz besonderen, individuellen Prägung auch immer. Nach Anlage und Möglichkeit wird unser theologisches Profil auch um andere Disziplinen bereichert, um Dialogfähigkeit auszubauen und noch einmal andere Horizonte im priesterlichen Dienst zu erschließen.

Das alles kommt nicht durch die Weihe als Gnade noch dazu, sondern das ist schlichtweg die Grundlage für jedes weitere Wirken Gottes. Das liegt in unserer eigenen Verantwortung uns selbst und dem Leben gegenüber. So zumindest habe ich es bisher dankenswerterweise erfahren können.

Und dazu gehört es auch, ehrlich seine Bedenken äußern zu dürfen, wenn ich eben kein Leitungscharisma an mir sehe oder bei meinen Aufgaben Unterstützung brauche— auch schon während der Ausbildung. Wir haben viele professionelle Stellen und Personen in unserem Bistum und darüber hinaus, mit denen wir noch enger zusammenarbeiten, die Diözesanstelle für Pastorale Begleitung als ein Beispiel. Dazu kommen zwei Studienstandorte unterschiedlicher Schwerpunkte in unserem Bistum, die es beide gleichermaßen gilt zu stärken.

 

Die aktuelle Lage der Kirche mit „angespannt“ zu beschreiben, wäre vermutlich noch eine Beschönigung. Hast du die aktuelle Krise hier in deiner Zeit auch zu spüren bekommen? 

Absolut. Ich erlebe das im Moment manchmal als erdrückendes Vakuum irgendwo zwischen den Zeilen unseres Miteinanders. Ein Vakuum, das noch vielem im Weg steht, was sich vielleicht Bahn brechen könnte oder muss. Da spielen sicher große Verlustängste mit hinein angesichts der aktuell rasanten Entwicklungen in Welt und Gesellschaft überhaupt und die schwierige Frage nach Identität oder vielmehr: Identitäten. Zweifellos auf allen Seiten innerhalb der Kirche. Ich möchte diesen Zustand nicht an Einzelpersonen festmachen, sondern an einer viel zu lange schon zu starken Grundstimmung an Misstrauen, mangelndem gegenseitigen Wohlwollen, an Konkurrenz und Abschottung. Eigentlich alles ganz menschlich. Da bin ich —denke ich— zuallererst in meinem eigenen, kleinen Lebenskontext in der Verantwortung, diese Stimmung positiv mitzugestalten.

 

„Was Priester und Chorleiter gemeinsam haben können“, das musst du aber bitte noch einmal erklären.

Es geht dabei um die Frage, wie mein persönlich gefärbtes Priesterbild aussehen kann. Und da denke ich gern an meine Erfahrungen, die ich hatte, als ich vor unterschiedlichsten Chören stehen und mit ihnen Musik machen konnte. Nein, eher: Mit ihnen Musik ermöglichen konnte, durch die sorgfältige Probenarbeit, das Dirigat, die Gesten, Blicke, das gemeinsame Atmen. Das ist ja ein hochkomplexes Beziehungs- und Kommunikationsgeschehen. Das war für mich immer wesentlich anstrengender, als die gleiche Zeit am Rhein zu joggen oder ähnliches. Doch was am Ende zählt: Für mich war es eben dieses Ermöglichen, dass Musik und irgendetwas größeres dazwischen werden kann. Letzteres hat sich immer besonders gezeigt in den beiden spannenden Momenten ganz zu Beginn, beim gemeinsamen Sammeln und Atmen, beim Auftakt sozusagen und dem Moment, wenn der Schlusston verklingt, der Dirigent den Vokal- oder Konsonanten für alle „abschlägt“ – das klingt brutaler als gemeint - und der Klang wieder hineingeht in die Stille. Nicht selten war da so etwas von einem Fragment zeitloser Ewigkeit, ein Moment des Staunens, der „entspannten Anspannung“. Das hat niemand in der Hand, aber es kann geschehen und es berührt. Und dafür Räume zu eröffnen, das sollte meiner Meinung nach die letzte, zurückhaltende Aufgabe eines Chorleiters sein. Und da sind wir ganz nahe an einem wesentlichen Aspekt priesterlichen Dienstes, denke ich. Wie immer man das nun anders übersetzen möchte.

 

Was glaubst du, zu was für einer Form von Kirche die Entwicklungen führen? Wo siehst Du die Kirche in 20 Jahren?

Ich glaube, dass wir in Zukunft vor allem geistliche Zentren haben werden mit je eigener, besonderer Prägung, um die herum Gemeinde entsteht und sich fließend entwickelt. Da gehen Leute hin, gehen wieder, dann kommen sie vielleicht wieder und so weiter. Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass gerade auch Orte mit monastischer Prägung noch mal aufblühen werden. Gerade auch, weil sich noch mehr Laien an so einen Ort anbinden und sich in verschiedenen Formen dort einbringen könnten— und all das wieder in ihr Leben hineintragen, wo es ihnen zum eigenen Aufblühen Hilfe sein kann. Keine Ahnung, wie es außerhalb der Zentren wird; wir werden auf jeden Fall eine absolute Minderheit werden und es wird für alle von uns eine Pflicht sein, das mitzugestalten. Es wird - vielleicht auch Gott sei Dank -  kein „Konsumchristentum“ mehr geben, wo man jeden Sonntag in allen Kirchen Eucharistiefeier oder andere Angebote hat, an jeder Kirche einen Küster und so weiter.

An viele strukturelle Fragen müssen wir jetzt mit Entschlossenheit und großer Flexibilität rangehen, das ist nichts neues. Vieles können wir ganz und gar nicht abschätzen, auch das sollte mal gesagt sein. Aber ich glaube, dieser Druck wird sich auch positiv auswirken auf unsere Authentizität. Das scheint mir im Moment auch das Wichtigste zu sein, auch wenn wir nicht wissen, wo es hingehen kann. Wenn die Leute an uns nicht mehr ablesen können, dass wir wirklich daran glauben, wofür wir leben, dann ist es irgendwann wirklich vorbei. 

Wolfgang Bretschneider hat seine Briefe und E-Mails immer gern mit dem Wunsch oder dem markanten Aufruf „Bleib österlich gestimmt“ unterschrieben. Das sollte man bestimmt nicht falsch verstehen als einen nur frommen, vielleicht sogar etwas einseitigen Aufruf zur Freude. Wenn die ersten Ostererfahrungen der Jünger Jesu Schrecken, Angst und verstörender Verlust waren, wie der Bonner Liturgiewissenschaftler Andreas Odenthal einmal pointiert hat, dann muss vielleicht gerade jetzt dieses Moment in unserem Ringen um Zukunft wieder stark gemacht werden: „Bleibt österlich gespannt“!

 

Vielen Dank für das Gespräch!