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Was würde Jesus tun? Ausrasten und mit Tischen um sich werfen!

Impuls zum 3. Fastensonntag von Pastoralreferentin Lisa Brentano
basar2
Datum:
6. März 2021
Von:
Florian Duczek

Zum Paschafest zieht Jesus nach Jerusalem in den Tempel. Was er dort antrifft, hat er nicht erwartet. Vieh- und Taubenhändler, Geldwechsler und viel Tumult. Grundsätzlich nicht überraschend, denn offensichtlich sind viele Juden kurz vor dem Paschafest im Tempel und bringen Opfer dar. Kein Wunder also, das auch Opfertiere verkauft wurden. Wegen des Bilderverbots im Tempel musste die gängige Währung, auf der ein Bild des Kaisers zu sehen war, gegen eine bilderfreie Währung umgetauscht werden. Also auch die Geldwechsler machten lediglich ihren Job. Als Jesus aber die Händler im Tempel sieht, der in seinen Augen eher eine Markthalle gleicht, verliert er völlig die Fassung. Er wirft die Tische der Geldwechsler um, versucht das Vieh aus dem Tempel zu treiben und macht seiner Wut Luft. Im Zentrum seiner Wut steht dabei nicht grundsätzlich der herrschende Tempelkult, sondern die scheinbar immense Kommerzialisierung des Paschafestes im Tempel.

Am kommenden Sonntag wird neben dem Evangelium in der alttestamentlichen Lesung (Ex 20, 1-17) über die Stiftung der 10 Gebote (Dekalog) gesprochen. Klar! Auf den ersten Blick ist der Zusammenhang zwischen Lesung und Evangelium logisch zu erkennen. Schließlich geht es im Dekalog auch um Kultbilder und darum den Namen des Herrn zu ehren. Offensichtlich tun die fleißigen Verkäufer im Jerusalemer Tempel gerade das in Wahrheit nicht.

Der Zusammenhang ist aber noch ein anderer: der Dekalog wird in der Geschichte Israels in die Bundeslade gelegt und ins Heilige Land mitgeführt. Dort wird die Bundeslade zum Herzstück des ersten Tempels bis zu seiner Zerstörung etwa 586 v. Chr. Der Dekalog ist im Alten Testament das einzige Schriftstück, das Gott selbst geschrieben haben soll. Durch die Verehrung des Wortes Gottes ist quasi Gott selbst im Tempel anwesend.

Wenn Jesus von sich im Johannesevangelium über den „Tempel seines Leibes“ spricht, dann sagt das viel über die Beziehung zwischen Gott und Jesus aus. Dann ist die Geschichte über das Ausrasten Jesu im Tempel vor allem eine Geschichte über die Beziehung zu seinem Vater. Dann will das Johannesevangelium deutlich machen: hier kommt nicht einfach ein besonderer Mensch, hier kommt der Sohn Gottes. Auch in ihm ist Gott anwesend.